Die lieblichste Tochter des mächtigen "Vater Rheins" ist die Mosel.

Das Herzstück der Mosel beginnt bei Trier und durchschneidet in mächtigen Kurven die Berge der Eifel und des Hunsrücks. Und doch hat man der Mosel, die im Süden der Vogesen entspringt, und die Lothringen durchfließt, dann die Grenze zwischen Saarland und Luxemburg bildet, immer zugestanden, dass ihre Wiege in Frankreich steht und dass ihr Tal eines der großen Tore ist, durch das südliche Schätze über die Grenzen hinweg nordwärts wanderten: Schätze der Kunst und Kultur, aber auch die Lebensfreude und etwas vom Geist Südfrankreichs und Italiens.  

Nur selten bilden die natürlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen so einheitliche Zusammenhänge zwischen Fluss und Landschaft, zwischen Lage und Boden, zwischen Rebe und Winzer, wie im Weinanbaugebiet der Mosel, Saar und Ruwer. Der aus Bordeaux stammende römische Dichter Decimus Magnus Ausonius - zugleich ein einflussreicher Politiker seiner Zeit - pries vor fast 1600 Jahren als erster in begeisterten Versen das Tal der Mosel, die Spiegelungen des Wassers und die Windungen des Flusses durch die Berge, aber auch den Wein, der schon damals in reicher Fülle an den Hängen wuchs und der die Villen und Paläste der Römer umgab.

"Mosella" heißt das klassische Gedicht des Ausonius, in dem die Schönheit der Landschaft und die Anmut des Flusses geschildert werden, so wie sie anderthalb Jahrhunderte später Wolfgang von Goethe begeisterten und heute noch die Menschen, die die Mosel lieben.

Mosella  - Decimus Magnus Ausonius (4. Jh. n. Chr.) -

Sei mir gegrüßt, du Strom,
dich preisen die Triften,
dich die, die hier wohnen ...
Du Strom, dich umrahmen weintragende Höhen,
wo Bacchus lässt reifen schönduftenden Wein,
und grünende Ufer umrahmen dich, -
du Strom, der ganz in Grün getaucht ...
Bis dort, wo der Hügel hoch oben
Am Joch schon himmelwärts strebt,
bis dorthin ist der Uferrand
mit grünem Wein bepflanzt.
Das Volk, das froh hier bei der Arbeit ist,
und die geschäftigen Winzer
sind flink bald oben am Gipfel,
bald dort, wo sich der Abhang neigt ...
Wenn im blauen Strom
Der Hügel dunkles Grün sich spiegelt,
dann sieht es so aus,
als grünten die Wasser des Flusses,
und traun! Im Strome selbst
scheint die Rebe angepflanzt zu sein ...
Da lässt sich der Schiffer zum besten halten
Und zählt diese grünen Reben noch mit.