Auch die Mosel hat ihre 'Hymnen': Neben dem Schunkellied 'O, Mosella' ist das 'Mosellied' wohl am bekanntesten. Über seine Entstehung wird in einem Buch aus dem Jahre 1910* folgendes berichtet:

"Man schrieb das Jahr 1845. Und 1842 war ein guter Wein gewachsen. 
Da kam das Trarbacher Kasino auf den glücklichen Gedanken, für das beste Mosellied ein Fuder des besten Moselweines auszusetzen.
Dichter wie Pfarrius und Wolfgang Müller griffen zur Leier, und mancher Dichterling bestieg seine klappernde Märe und ritt ins Land der Poesie, denn 1000 Liter Wein sind auch des Schweißes der Dichter Wert.
171 Bewerber traten auf den Plan, und als man das Gold von dem Blei geschieden hatte, da waren die Preisrichter noch nicht einig, wem der Preis gebühre. Schließlich entschieden sie sich für das Mosellied von Otto, Vater und Sohn. Der Sohn, ein Student, hatte die Verse gemacht und der Vater, Musikdirektor in Dresden, die Weise gesetzt, schwülstige Verse, 5 Strophen mit je 16 Zeilen, eine Melodie kantatenförmig, ganz unvolkstümlich, selbst von Gesangvereinen nur mühsam einzuüben. Das Fuder Wein verfehlte seinen Beruf nicht, aber das Lied des Studenten. Man hatte einen Fehler begangen, schon beim Preisausschreiben, indem man Text und Melodie gleichzeitig krönen wollte. Es kann einer ein guter Dichter sein, ohne das Lied auch komponieren zu können und umgekehrt. Beides findet sich sehr selten zusammen. Goethe hat sehr treffliche Lieder gedichtet, aber keine komponiert, und Tonsetzer wie Schumann, Beethoven und Schubert haben treffliche Melodien gesetzt, ohne sich zu den Dichtern rechnen zu wollen.
Den zweiten Fehler beging man bei der Preiskrönung. Das Volk läßt sich seine Lieder und Weisen nicht vorschreiben, zumal wenn die Kunst zu sehr mitspricht. Nur das Einfache, Volkstümliche in Text und Melodie, erwirbt sich die Gunst des Volkes und überdauert Dichter und Komponist.
Das Ottosche Lied wurde kaum gesungen, und heute kennt es niemand mehr.
(...) Die Perle aber blieb lange verborgen, bis sie ans Tageslicht gezogen wurde. Unter den 171 Einsendungen war auch das echte, rechte Volkslied im Volkston für die Moselaner. Der Text rührte von Theodor Reck her, geboren 1815 zu Neuwied, gest. 1873 zu Feldkirchen bei Neuwied, und die Melodie hat der Trierer Domorganist Georg Schmidt, gebürtig aus Moselkern, bis vor einigen Jahren in Paris lebend, geliefert. Das Lied aber, das jedem Moselaner das Herz weitet, die Brust füllt und den Mund zum fröhlichen Gesang öffnet, lautet.


*zitiert aus: Adam Görgen: Das Moselland in Sage und Geschichte, Natur und Kultur. Ein Buch für Jedermann. Trier 1910. Seite 334ff. ("Das Mosellied und das Moselweinlied")
 

1 4

Im weiten deutschen Lande
Zieht mancher Strom dahin,
Von allen, die ich kannte, 
Liegt einer mir im Sinn.
O Moselstrand!
O selig Land!
Ihr grünen Berge, o Fluß und Tal,
Ich grüß' euch von Herzen
viel tausendmal

Auf sonn'ger Bergesseite,
Da stehn die Reben schlank, 
In tiefer Kellerweite,
Da liegt manch kühler Trank.
O lichter Schein!
O kühler Wein!
Ihr grünen Berge, ...

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Und an des Stromes Bette
Allüberall im Tal,
Da stehen Dörfer, Städte
Und Burgen ohne Zahl.
O Stadt und Land!
O Stromesrand!
Ihr grünen Berge, ....

Wer fröhlich führt zum Munde
das Glas mit kühlem Wein, 
dem duften auf dem Grunde
Viel tausend Blümelein.
O Blümelein!
O goldner Wein
Ihr grünen Berge, ...

3 6

Da blüh'n holdselge Frauen
Und manches Mägdlein zart,
Und Männer magst Du schauen,
Und Knaben guter Art.
O Männermut!
O Liebesglut!
Ihr grünen Berge, ...

So segn' euch Gott, ihr Höhen,
Er segne Leut' und Land,
Die Reben, die da stehen
Auf grüner Bergeswand.
O Moselstrand!
O selig Land!
Ihr grünen Berge, ...